Erich Sutter mit seinem Vater Ulrich Sutter ca. 1914

Erich Sutter (1911 – 1940)
Das Album seiner Kindheit 1911 – 1924

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geschrieben von seinem Vater Ulrich Sutter

Vaters Geburtsort Cuorgnè bei Turin, wo sein Vater als Privatlehrer bei einer deutschschweizerischen Kolonie, der Baumwollspinnerei angestellt war (1880 – 1908, wo er nach Genf zog). Die Ortschaft liegt am Fuss der Graischen Alpen am Orcofluss. Man sieht den Monte Calvo und die Figlia (2 Vorberge Hügel), die Dörfer am jenseitigen Abhange  mit den Reben und den verstreuten blühenden Pfirsichbäumchen im Vordergrund. Rechts im Bilde sieht man das Fabrikkamin mit der Fabrik und deren Wasserturm. Von links nach rechts Kirchtürme: La parrocchia, der viereckige und runde Römerturm, dann Sta. Trinità. Sprache der Bewohner: piemontesisch. Links Tracht der Bewohner hinten im Tale. (Markt) 

Nebenbei Mutters Geburtshaus in der Hub zwischen Gossau (SG) und Herisau. Aufnahme von Otto Trabinger 1906. Typisches Bauernhaus der Gegend. Viele sonnenwärts gelegene Zimmer. Wohlgepflegter Nutz- und Ziergarten. Im Fenster Grossmutter Trina Wirth-Rutz, unten Grossvater Wirth, dann links Lisi Wirth ? 1909 (Mutter von Alice Früh), dann Thildy, dann Tante Lina Knellwolf, dann Berta Trabinger mit klein Werner.

Erich Sutter

Wurde geboren am 16. Juli 1911, an einem Sonntagabend 9 Uhr in Feuerthalen (ZH) (in der Post) Schützenstrasse 201.

Vorgeschichte

 

Ulrich Sutter Emma Wirth

beehren sich, Ihnen ihre am 10. November 1909 stattfindende Vermählung anzuzeigen,

Schaffhausen Gossau

 

Sein Vater, Ulrich Sutter von Sculms-Versam (GR) wurde geb. 9. Sept. 1882 in Cuorgnè (Piemont, Italien) als einziger Sohn von Sebastian Sutter und der Anna Christina, geb. Buchli von Tenna (Safienthal).
Seine Mutter, Emma geb. Wirth von Hundwil (AR) wurde geboren 15. Sept. 1882 in Gossau (SG) als Tochter des Johann Wirth und der Katharina, geb. Schiess von Schwellbrunn (AR).
Die Ziviltrauung fand in Rorschach statt. Nach 8 täg. Hochzeitsreise nach Turin, Cuorgnè (Piemont), Mailand, Venedig und Lugano bezogen sie ihr neues sonniges Heim (3 Zimmerwohnung)

1911
Am Samstag den 15. Juli spazierten die Eltern miteinander wie gewohnt am Kohlfirst (Waldrand ob Feuerthalen) und am Sonntagabend war klein Erich schon da.
Dr. Vogelsanger, Schaffhausen war neben Frau Sorg, Hebamme und Elise Häberlin, Pflegerin von Bissegg TG zugegen und nach leichter Zangengeburt tat klein Erich den ersten kräftigen Schrei zur grossen Freude seines Vaters und seiner Mutter. 

Willkommensgruss an Erich den Vielgeliebten von Feuerthalen
Sonntagabend um 9 Uhr 16.7.1911 bei guter Witterung

Siebenpfündig bist Du kommen
Mitten in die gspass’ge Welt,
hast Dir gleich das Recht genommen,
just zu schrei’n, wie’s Dir gefällt.

Recht so, s Maul (excuse) nur aufgerissen,
selbst wenn nicht so gross Dein Schmerz
Vater, Mutter sollen’s wissen,
dass gesund sind Lung’ und Herz.

Ach dass ich doch selbst könnt’ sehen,
wie «Er» springt und wie «Sie» lacht
auf der ganzen Welt wird stehen (vielmehr liegen)
nur ein Erich dieser Pracht.

Denk, was all’s sich dérangierte,
als der Erst’ von sechs rückt an,
wie’s zumeist «ihn» amüsierte,
wenn man sprach vom kleinen Mann.

Ja man konnte glauben oftmals
Mädchen bringen gar kein Licht
Erich, Rico dacht’ man zehnmal,
doch an Mädchennamen nicht.

Wahrlich tatens fast d’rauf pochen,
dass ein Stammheld rück’ heran,
taten, ob’s ein Gott versprochen
was man heut nun sehen kann.

Als ein Prinz auf Vaters Armen,
die Dich längst im Geist gedrückt,
wenn Dir Mutter Kosenamen
gab, bevor du angerückt.

Doch glaub nicht, dass nur die Mutter
sehnte sich schon lang nach Dir,
nicht nur künft’ger Vater Sutter,
nein, selbst Deine «Bäsi» hier.

Die dem lieben Sonntags Kindchen
Auch gern möchte was Liebes weih’n.
Führ den Kelch nun bald zum Händchen
Wenn Du gross, wird er zu klein.

Doch wirst Du als Mann einst stehen
In des grossen Zechers Rund,
lass jeweils Dein’ Trunk umwehen
von dem Dufte jener Stund.

Wo zwei Augenpaare schweigend
Doch mit Schwellen in der Brust
Zum ersten Elternkuss sich neigend
Dich weihten schönster Lebenslust.

 

Klein Erich wog 3300g und mass 52 cm, war gut entwickelt und hatte eine kräftige Stimme und war ohne das kleinste Fleckchen. Die Eltern setzten das saubere Aussehen als Folge des Orangengenusses der Mutter während des Winters und des Frühlings. Am Montag früh 9 Uhr wurde Erich von seinem Vater photographiert, um diese Aufnahme als Geburtsanzeige bei den Verwandten etc. verwenden zu können, was überall grosse Freude bereitete. Kaum war die Aufnahme fertig, so flog Zeppelins Luftschiff «Schwaben» von Konstanz her an den Rheinfall und zurück, gewissermassen zum Besuch des kleinen Ballonpioniers. Es traf sich nämlich gut, dass ausser seinem Vater und seiner Mutter, die schon Ballonfahrten ausgeführt hatten (1910) und Vater als Führer des Aero Clubs, auch die Hebamme Mutter eines Militärkameraden des Vaters (Oberleutnant Sorg) war.

Nun einige statistische Notizen:
Mit 4 Wochen wog Erich 4500 g und war 55 cm lang, mit 3 Monaten hatte er das Gewicht von 6100 g erreicht und hatte in der Länge 11 cm zugenommen. Nach 4 Monaten war er schon 6500 g schwer, so dass bei ihm kein Rückgang, wie bei vielen andern Kindern, konstatiert werden konnte. Nach drei Wochen begann der Kleine zu lächeln und war von Anfang an eifrig am Sauggeschäft. Dass der Sommer 1911 einer der wärmsten seit einem halben Jahrhundert gewesen war, musste Erich auch spüren, denn er schwitzte tüchtig an der Mutterbrust. Nach vier Monaten war er entwöhnt und bekam Gerstenschleim mit Milch, später Nestlés Kindermehl mit Milch. Die Pflegerin Elise blieb 5 1/2 Wochen, bis 23. August, wo sie von Grossmutter Barbara Sutter-Juon von Diepoldsau her abgelöst wurde, zugleich um der Mutter Gesellschaft zu leisten, da der Vater in den Wiederholungskurs der Balloncompagnie einrücken musste. (23.8. – 14.9.) Grossvater Sebastian hatte Klein Erich schon Mitte August besucht. Von einer Verwandten aus Zürich, Bäsi Berta Trabinger-Signer erhielt Erich als Geburtstagsgeschenk einen silbernen Becher mit dem Namen und dem Datum seiner Geburt. Bei Gelegenheit ihres Besuches vom 26. Sept. – 21. Okt. ging sie mit Erich viel spazieren. Überhaupt konnte bei dem stets prächtigen Wetter mit dem Säugling viel spaziert werden, schon 14 Tage nach der Geburt traf man die junge Familie am Kohlfirst. Seit September schlief er die ganze Nacht ununterbrochen, zur Freude der Eltern und gedieh stets prächtig, so dass er Mitte Januar 1912  8500g und Mitte Februar 9000g wog. Mit 5 Monaten, um Weihnachten herum lernte Erich sitzen und seit Neujahr 1912 musste er sich grösserer Reinlichkeit befleissen. Auf Weihnachten bekam er deshalb das Stühli mit Häfeli, welche Aufnahme ebenfalls in Kartenform zu Neujahrsgrüssen verwendet wurde

1912
Mitte Februar konnte der Kleine selbständig frei sitzen, auch stand er schon ganz gerade auf Vaters Hand.
Da Klein Erich auf der Eltern Wunsch nicht getauft wurde, so wollten sie die event. Taufausgaben für einen guten Zweck opfern und deshalb wurden 50 Franken dem Frauenverein Feuerthalen übergeben, mit der Bestimmung, damit bedürftige Wöchnerinnen zu unterstützen. So glaubten seine Eltern, der Geburt und Taufe die grössere Weihe zu verleihen, statt wie gewöhnlich eine leere Zeremonie weiter zu üben und den Magen zu verderben.
Mitte März 1912 wog Erich 9 1/2 kg, am Karfreitag brach das erste Zähnchen, ein oberes, ohne grosse Schmerzen durch. Nach einer Woche  folgten die unteren Schneidezähne, dann wieder zwei obere und am 28. April war das 6te Zähnchen da. Über die Osterfeiertage, 7. und 8. April machte die ganze Familie einen Besuch in Gossau und Hub (SG) bei den Verwandten der Mutter und bei Grossvater Wirth. Erich überstand die Reise sehr gut. Mit 9 Monaten, Mitte April, wog Erich 10 kg. Mitte Mai 10,250 kg.
Ende März zügelte die Familie ins 2 Familienhaus «Sonnenheim» mit schönem Garten bis an den Rhein hinunter. Im gleichen Haus wohnte eine Familie Zollinger-Müller mit gleich altem Kinde „Trudy“. Mitte Mai plauderte er schon ganz ordentlich.
Am 11. Juli 1912, abends 9 Uhr wird Erich ein Schwesterchen «Heidy» geboren. 
Um die gleiche Zeit macht er die ersten Schritte und übt diese zur Begrüssung Heidys. 
Anfangs September 1912 verbrannte sich Erich am linken Vorderarm mit heisser Milch, weil er bei den Gehversuchen zu nahe an den Topf geriet. Die stellenweise tiefe Wunde wurde von Dr. Esslinger mit Brandbinden in ca. 10 Tagen geheilt.
Am Weihnachtsbaum, den die Eltern geschmückt, hatten Erich und Klein Heidy auch ihre Freude und die Augen glänzten im Lichterschein.

1913
Im März 1913 zieht Frau Läubli-Spiess mit Söhnchen Max in die obere Wohnung. An Pfingsten reist Erich mit den Eltern und Heidy nach Herisau und Gossau zu den Verwandten seiner Mutter. Gerade vor der Abreise fällt er auf das Schuhkratzeisen vor dem Hause und bleibt ihm davon eine Narbe über dem linken Auge. Den Frühling und Sommer tummelten sich Erich und Heidy und Max Läubli im schönen Garten, Luft- und Sonnenbad waren Trumpf. Infolge Erkrankung seiner Mutter war Cousine Ida Eppenberger anwesend, welche dann Erich im Juli 1913 nach Herisau mitnahm, um den Haushalt zu erleichtern. Damit war Erich das erste Mal von zu Hause weg.
Im August mussten Vater und Mutter an die Beerdigung von Urgrossvater Präsident Christian Buchli (1831-13.8.1913) nach Zernez im Engadin. Es wurden deshalb die Kinder zu Trabingers nach Zürich in Obhut gegeben.
Im September 1913 beginnt Erich Hosen zu tragen. Am 11. Nov. verliert er seinen Grossvater Johannes Wirth, Käsehändler in Gossau (SG) geboren 9.1.1841, durch den Tod. Beerdigung im Friedhof von Herisau. An Weihnachten erhält Erich eine grosse Holzeisenbahn und mit dem Schlitten von Frau Läubli schlitteln Mutter und Kinder bei jeder Gelegenheit im Kessler in Feuerthalen.

1914
Pfingstbesuch der ganzen Familie bei Vaters Eltern in Diepoldsau (Rheintal) im neuen evang. Schulhause. Photo der ganzen Gruppe (mit Tante Alwina).
Bei Mutters Kur 6. Juni bis 27. Juni in der Seeschau in Kreuzlingen blieb Erich mit seiner Tante Alwina und Vater in Feuerthalen, während Heidy in Zürich weilte. Besuche bei der Mutter wurden mit Touren nach Mainau und Meersburg verbunden. Weil Tante Alwina noch bis September blieb, konnten Vater und Mutter Mitte Juli eine Ferientour über Engelberg, Berner Oberland, Jungfraujoch, Berner Landesausstellung ausführen. Zurück waren sie am 19.7. 
Am 26.7. erklärte Österreich an Serbien den Krieg. Am 27.7. war Onkel Jakob Wirth aus Danzig, Westpreussen mit Frau Käthy (eine Preussin) und Sohn Jakob und Tochter Lotte auf Besuch.
Am 1. August 1914 war die Mobilisation des schweizerischen Heeres beschlossen (General Wille) zur Bewahrung der Neutralität wegen Ausbruch des grossen europäischen Krieges zwischen Deutschland, Frankreich, England, Russland, Österreich, Serbien. Am 4. August muss Vater als Oberleutnant bei der Ballonkompanie in Bern einrücken zur Kriegsmobilmachung. Der Abschied war nicht leicht. -
Den warmen Sommer und Herbst wurde tüchtig im Freien getummelt, so dass Erich sich tüchtig entwickelte.
Durch den warmen August veranlasst wurde mit dicker Milch als Abendspeise für die Kinder begonnen, sehr kühlend und gut mit Brotbrocken. Erich hatte anfänglich keine Lust, solche zu essen, nachher jedoch stritten sie sich fast darum.
Im Herbst 1914 besuchten Mutter und die beiden Kinder die Verwandten in Gossau und Herisau, ebenso im März 1915 bei Anlass der Beerdigung von Onkel Alois Brunschweiler, Vater der Cousinchen Röseli, Lydia und Gisela, in Wil. Bei dieser Reise wurde Erich bei Dr. Segesser (Anstalt Sennrüti bei Flawil) untersucht, wegen der oft belegten Zunge. Rat: mehr kauen und vielleicht weniger essen.
Den Winter 1914/15 war Erich gegen den Nebel etwas empfindlich, man gab ihm viel Honig mit Milch. Gelegenheit zum Schlitteln wurde wacker ausgenützt.
Vater machte mit seiner Einheit Grenzdienst in Bern, dann 5 Monate in Delsberg, dann 3 Monate in Miécourt-Bonfol bis zum 2.5.1915.

1915
Es begann im Frühling die Zeit des eifrigen Tee- und Schwämmesammelns, zum Teil mit Frau Richner und ihren drei Kindern, Elseli, Adolf und Werner, auf dem Kohlfirst oder in den Schaaren gegen Diessenhofen. Im Mai Besuch von Cousine Thildy Wirth. Nach seiner Dienstleistung mit dem Ballonkorps wurde Vater in der Fortifikation von Murten beschäftigt. (Murten-Saane vom 3.Mai 1915 an).
Auf Vaters Einladung hin waren Mutter und Kinder vom Pfingstfest an für drei Wochen in Murten (im Militär, wie Erich sagte). Bei diesem Aufenthalt wurde am ersten Sonntag eine Tour über Neuenburg auf den Chaumont und durch den Broyekanal ausgeführt. Am 2.Sonntag war die ganze Familie über Chexbres zu Fuss durch die Weinberge nach Cully, mit Schiff nach Lausanne, zurück über Freiburg (Hängebrücke). An den Wochentagen Waldleben, wo Vater beschäftigt war, mit Picknicks.
In Feuerthalen zurück Besuch von Familie Knellwolf, später auch Tante Trina Eppenberger, sowie in den Ferien Max Eppenberger als guter Kamerad der beiden Kinder. Von Vaters Verwandten war von Zernez Anna Buchli (des Kreisförsters) in den Ferien.
Da Vater berechtigte Hoffnung hatte, dass sein Militärdienst in Murten über den Winter daure, so wünschte er seine Familie bei sich und es wurde deshalb Mitte November gezügelt. Wohnung im Haus von Herrn Aeschlimann bei der deutschen Kirche, über dem Militärkrankenzimmer. Mutter und Kinder reisten zuerst noch zu den Verwandten nach Gossau und Herisau. 
Nun war Vater Gelegenheit geboten, ausser der Dienstzeit bei der Familie zu verweilen und es begann eine schöne Zeit für alle. Nicht nur, dass das viele Militär für die Kinder neu war, sondern auch die vielen Spaziergänge in Nah und Fern, bei welchen Erich und Heidy tüchtig mitmarschierten. 
Auch das Sammeln von allerlei Nützlichem in den schönen Wäldern brachte viel Abwechslung. Auf Weihnachten erhielt Erich die automatische Eisenbahn mit Schienen. Am Sylvester erhielten wir Besuch von Familie Trabinger.

1916
Am Neujahr 1916 mass Erich 106 cm. Ausflüge wurden gemacht nach Avenches (Aventicum), Cudrefin mit Röseli Brunschweiler am Ostermontag etc. Erich und Heidy wurden bald im ganzen Städtchen Murten bekannt durch ihre Streifzüge. Auch lernten sie Joachim Olpe (Bubeli Wattelet), Enkel des Dr. jur Wattelet, kennen, mit welchem sie oft spielten. Dadurch, dass Mutter mit den Kindern fast alle Tage Vater entgegenmarschierte, gediehen sie sehr gut.
Bei Anlass von Tante Alwinas Hochzeit am 3./4. April mit Sekundarlehrer Christian Schmid von Versam-Arezen (in Basel) besuchte die ganze Familie die Grosseltern in Versam. Die Reise ging über Bern (Bärengraben), Zürich (Tante Berta Trabinger), Chur (bei Louise Sutter).
Im nebenstehendem Bild vor dem Wiesenheim Versam links die Grosseltern, daneben das Hochzeitspaar, in der Mitte im Vordergrund die Mutter und rechts unten der Vater.
In Versam bewohnten sie das neue Haus (Wiesenheim) der Grosseltern, 1913 erbaut nach Vaters Idee. Vier wundervolle Tage bei Schnee, Krokus und Heidekraut. Besuche in Arezen und in Sculms, Grossvaters Geburtshaus und Verwandte. In Arezen sah Erich zum ersten Mal, wie Kühe gemolken wurden. Die Milch jedoch wollte er so nicht geniessen.
An Pfingsten klagt Erich über Bauchweh. Militärarzt Dr. Scherb (Bischofzell) verordnete Wurmpulver, Wirkung nicht gross. Der Kleine muss drei Tage das Bett hüten. Am 1. Juli zweitägige Tour auf den Schweinsberg beim Schwarzsee ob Plaffeien. Von Freiburg aus mit Autoomnibus. Erich erwies sich als ordentlicher Läufer.
Der Gegend am Bielersee, Erlach, Petersinsel, Neuenstadt wurde an zwei Sonntagen Besuche abgestattet. Im August begann das Baden, es wurde dann das reinste Familienbad veranstaltet bei Montilier, Erich fürchtete sich zwar immer noch etwas vor dem Wasser. Den Sommer hindurch wurden eifrig Schwämme und Tannenzapfen gesucht und erstere gegessen. Erich wollte anfänglich keine geniessen. Als Nahrung gab’s viel rohe und dicke Milch, Fleisch bekamen die Kinder keines (die Eltern auch nur, wenn Besuch sie dazu zwang) Abendspeise: Milch nicht gekocht, nur erwärmt, Obst (Äpfel, Birnen, Nüsse, je nach Zeit) und altbackenes oder gedörrtes Brot. 
Im Herbst an einem Sonntag 6 Stunden Ausflug nach Laupen, dann zweitägiger Ausflug nach Solothurn und auf den Weissenstein, Übernachtung im Kurhaus, anderntags Rötifluh bis Hasenmatt und hinunter nach Lommiswil und bis Solothurn. Alles zu Fuss.
Während des Jahres hatte Erich einige Male kleine weisse Madenwürmer. Bis im Sommer schlief Erich am Nachmittag von ca. 1 – 3 Uhr sehr gerne sein Mittagsschläfchen.
Im Oktober musste Vater wieder mit seiner Kompanie in Bern und im Jura Dienst tun. Gisela Brunschweiler war während dieser Zeit auf Besuch. Papa wurde dann in Bern abgeholt am 11. November (Bärengraben, Zeitglockenturm) Bis Ende des Jahres war Vater dann in Kerzers und Erlach, Jolimont im Dienst, so dass er nur sonntags zu Hause weilen konnte.
Auf Weihnachten wurde ein grosser Davoserschlitten gekauft, der bei dem schönen Winterwetter tüchtig benutzt wurde. Am Weihnachtstage 1916 wurde nebenstehende Photo gemacht.

1917
Erich wog 17.5 kg, Länge 1.10 m. Anfang Januar wurde Vater nach Lugnorre (Mont Vully) versetzt zur Beaufsichtigung der Befestigungsbauten. Die Winterkälte hielt lange an, so dass der Murtensee von Mitte Februar bis Mitte März zufror und traversiert werden konnte.
Infolge Vaters Übergang zum Zivilleben (Antritt einer Stellung bei H. Schlatter und Cie in St. Gallen) wurde Mitte März von Murten weg nach St. Gallen gezügelt. St. Georgen Hebelstr. 16. Damit wurde Besuch in Basel verbunden, bei Onkel Christian und Tante Alwina Schmid-Sutter, Zoologischer Garten, Grenzen bei Ottenbach, Kanonendonner aus dem Elsass.
Der Übergang und die langandauernde raue Witterung bis Ende April bewirkten, dass Erich und Heidy an Influenza bettlägerig wurden.
Auf verschiedenen Sonntagstouren wurde St. Gallens Umgebung studiert, Landsgemeinde in Hundwil, Anfangs Mai begann die Bepflanzung des Kriegsgartens auf der Falkenburg, auch Kartoffeln sind dort gut geraten.
An den 2 Pfingsttagen flotte Tour über Urnäsch, Kräzerlipass nach Rietbad, über Nacht, dann über Nesslau, Ebnat nach dem Regelstein, prächtige Aussicht auf den Zürichsee und Gebirge. Von Wattwil mit Toggenburgbahn zurück. Eine Sonntagstour fand uns auf dem Hohen Kasten und Kamor, von Gais aus zu Fuss und zurück, wundervolle Aussicht auf den Säntis und ins Rheintal, gute Leistung.
Anfangs Juli fiel Erich von der Strassenbrücke aus ins Steinachbett, ca. 2 m hoch, eine Narbe an der linken Backe zeugt davon. Als Anfangs August Mutter das Bett hüten musste, wurde Erich vom Vater nach Versam verbracht, wohin dann Mutter 8 Tage später auch zur Erholung reiste. Beide verlebten dort schöne Sommertage im Hotel Signina, da Grossmutter kränklich war. Vater blieb allein zurück, weil sich Heidy in der Zeit bei Tante Trina Eppenberger befand. Um Mitte September vereinigte sich die Familie wieder gekräftigt, so dass Vater unbesorgt vom 17. September bis Ende Oktober in den Militärdienst mit seiner Ballon Pi Kp 3 gehen konnte. Während des Sommers war aus dem Elsass Kanonendonner oft sehr gut hörbar.
Gegenseitige Besuche bei den nahen Verwandten in Gossau, Hub und Herisau wechselten ab, Cousine Thildy Wirth in St. Gallen war oft bei uns. Während des Herbstes fiel Erich mit noch einem Knaben von einem grösseren Handwagen, so dass er ein Loch in der Stirne bekam und nachts brechen musste, es wurde längere Zeit daran gedoktert. Der andere Knabe starb 3 Wochen später an einer Gehirnkrankheit. Auf Weihnachten lernten Erich und Heidy Gedichte und einige Liedchen: „O Tannenbaum und Alle Jahre wieder“, welche sie allein und ordentlich singen konnten.
Schon im Winter 1916/17 übte Erich tüchtig zählen im Fahrtenplan sowie im freiwilligen Rechnen. Die Uhr verstand er damals schon. Da Erich auf Frühling 1918 zur Schule musste, erhielt er zu Weihnachten die Schultasche mit Tafel und Zubehör.

1918
Im Frühling hatten beide Kinder ziemlich hartnäckigen Katarrh. Im Februar den ersten Milchzahn verloren.
Schulbeginn: Erster Schultag 29. April 1918, im Schulhaus an unserer Hebelstrasse, 2 Häuser weit weg. Die Eltern waren froh, dass Erich fast siebenjährig wurde, bis er zur Schule musste. Schon in Murten interessierte er sich für die Buchstaben auf den Kolonialwarenbüchsen in der Küche. Später verfolgte er Vaters Zeitungslesen bei Tische, so dass er durch Kombination Gedrucktes (Fraktur und Lateindruck) vor Geschriebenem und vor Schulbeginn lesen konnte, ohne dass die Eltern eigentlich sich damit befasst haben. Geld konnte er auch schon ordentlich früh zählen. Neu war ihm nur noch das Schreiben und das Geschriebene zu lesen. Infolge der Stadtverschmelzung von St. Gallen mit St. Fiden war also der Schulweg ganz kurz geworden. Seine erste Lehrerin war Frl. Hutter von Diepoldsau. Während der Ferien Fusstour mit Vater nach Arbon, Schloss Mammertshofen. Viele Schwämme wurden gesucht und er studierte deren Namen und Aussehen eifrig. Die Grippezeit von 1918 (Auftreten von heftiger Influenza mit Lungenentzündung, seuchenartig) überstand die ganze Familie sehr gut, nur gab es lange Schulferien wegen der Ansteckungsgefahr.
Erich durfte im Knabenweiher allein baden gehen. Die Schule nahm ihn nicht stark in Anspruch, gewöhnlich um 2 Std. pro Tag.
Mitte November 1918: Waffenstillstand nach dem grossen grässlichen Kriege, welcher vom 1.Aug. 1914 gewütet hatte. Grosse Revolution in Deutschland und Österreich, Flucht der Kaiser und Könige, erklären sich als Republiken. In der Schweiz durch die Sozialisten heraufbeschworener Generalstreik 16.9. von Bahn und Post (2 Tage).
Durch die Kriegsverhältnisse wurden auch in der Schweiz die Brotkarten mit Nov. 1917 notwendig, 250 g pro Kopf und Tag. Später wurden noch rationiert: Butter, Käse, Milch, Zucker, Teigwaren etc.
Seit Anfang Dez. 1918 bis Juli 1919 war Vater bei den Kriegs- und Zivilgefangenentransporten von Konstanz aus als militärische Begleitung Zugskommandant. Die Kinder schlittelten im Winter und war sonst nichts Besonderes.

1919
Infolge von Grippegefahr war im Frühling kein Examen in der Schule. Gutes Zeugnis, 2. Klasse wieder, wie im Vorjahr bei Frl. Hutter im Hebelschulhaus. 
Cousinchen Alma Schmid, Tochter von Tante Alwina Schmid-Sutter in Basel geboren 4. Febr. 1919. Mit Schulbeginn 1919 trat Vaters Cousine Betty Buchli aus Zernez – Tenna in unsere Familie, um sich an der Töchterschule St. Gallen zur Kindergärtnerin auszubilden.
Ende Juni bekam Heidy und dann Erich die Windpocken. Es wurde die Schule bis zum Ferienbeginn ausgesetzt. Da Erich von Frau Läubli (Feuerthalen) in den Ferien eingeladen war, kam Max Läubli auf Besuch, um ihn abzuholen. Ende Juli mit ihm Ausflug auf die Hochalp, Alpenrosen gepflückt, 1 1/2 Tage, Übernachtung in der «Schurtanne»  («Chephämet» ??) von Onkel in der Hub.
Erichs Ferien in seinem Geburtsort gefielen ihm sehr. Rheinfahrten, Ausflug nach Stein a. Rh. (Hohenklingen). Vater reiste ihm dann bis Emmishofen entgegen.
Anfangs Dezember wurden Erich und Heidy von den Masern befallen. Als Nachkrankheit hatte er dann noch doppelseitige Mittelohrentzündung durchzumachen, welche Zeit für Patient und Eltern eine beschwerliche und unruhige war. Weihnachten konnte die ganze Familie wieder ordentlich gesund verleben. Geschenke: Stall für Ochsengespann 1918 und geschnitzte Figuren.

1920
Vor den Frühlingsferien gab es das erste Examen, Mutter war zugegen. 
Mit bestem Zeugnis, alles 1 verabschiedet sich Erich von der 2. Klasse Frl. Hutter. In der 3. Kl. kam er zu Frl. Müller.
Ostermontag Ausflug mit Ida Horber und Ernstli nach St. Annaschloss-Rorschach. Am Auffahrtstag mit Betty und Hanny Buchli nach Rorschach, Gondelfahrt auf dem See.
Am Pfingstmontag mit Vater zum Flugtag nach Romanshorn, von Nuolen (?) zu Fuss. Dort bei der Ankunft Zeuge vom Todessturz von Flieger Taddeoli und seinem Monter (?) (Das Wasserflugzeug ging in geringer Höhe, 300m ca. in Stücke und die Gondel fiel in den See.)
Kurz nach Pfingsten 1920 wurden Heidy und Erich vom Keuchhusten befallen, so dass beide Kinder das Haus hüten mussten. Die Schule wurde ausgesetzt bis zu den Ferien. Während Heidy ziemlich Mühe hatte, über die Anfälle, hauptsächlich nachts hinwegzukommen, konnte sich Erich auch nachts gut allein behelfen und blieb er im Kinderzimmer allein. Auf die Ferienzeit hin war der gröbste Husten vorbei, so dass man es wagen durfte, mit den Kindern in die Sommerfrische zu gehen.
Als Ferienort wurde gewählt: Kurhaus zum Aufstieg ob Oberschan bei Trübbach (Rheintal) mit prächtigem Ausblick gegen Lichtenstein und Luziensteig. Von dort machte Erich mit seinem Vater einen Ausflug nach dem Liechtensteinischen: Mels, Schloss Gutenberg und Balzers. Der dreiwöchige Aufenthalt tat gut und neu gestärkt konnten sie die Schule wieder besuchen.
In den Herbstferien gab's einen Ganztagesausflug nach Appenzell, Wildkirchli und Seealpsee, welcher den Kindern viel Interessantes bot.
Am Tag vor Weihnachten 1920 durften die Kinder ins Stadttheater: Das Neugierige Sternlein, Kindervorstellung anschauen. (schon im Frühjahr 1919 hatten die Kinder das Theater besucht, als Heidi 1. Teil gespielt wurde.)
Die Weihnacht brachte Erich, d.h. der ganzen Familie das Hauptstück: ein schwarzes Klavier.

1921
Anfangs Januar begann Erich mit Klavierunterricht, 1/2 Stunde pro Woche, Preis 3.50 Fr. bei Frl. Fanny Zollikofer Hebelstr. 10. Er lässt sich gut an, zeigt ordentlich  Talent.
Über die Aufführung zu Hause und als Geschwister untereinander ist zu bemerken, dass keines mehr tun will als das andere, im Haushalt helfen geschieht mit Widerwillen, nur auf mehrmaligen Aufruf. Der Bursche will gewöhnlich Recht haben und das letzte Wort, fährt man ihn dann etwas heftig an, dann fängt er gewöhnlich an zu schreien, eigentlich ohne Grund. Die Tränen hat er übrigens immer bereit, wenn ihm etwas missfällt. Im Haushalt haben die Kinder die eigenen Schuhe selber zu reinigen, auftischen, Geschirr abtrocknen etc. Erich reinigt nach Bedarf auch in der Zwischenzeit den Treppenlauf und bringt Holz vom Estrich. Nur muss oft darum gemarktet werden. Während der Fastnacht durften die Kinder mit ihren Cousinchen Iris und Ellen Knellwolf, Gossau ins Marionettentheater, das sie schon ein paar Mal besucht hatten.
Der Winter war sehr milde, so dass kaum geschlittelt werden konnte. 
Über die Ostertage ging die Reise nach Zürich, beide Festtage auf Besuch bei Familie Trabinger, von dort Ausflug auf den Pfannenstiel ob Meilen.
Beim Schulexamen war Vater anwesend, Erich erhielt nur beste Noten im Zeugnis, was zwar nur besagt, dass er rasch und leicht lernt, das Stillsitzen und Aufpassen hat er jedoch noch nicht gelernt, aus letzterem Grunde musste er hin und wieder länger in der Schule zurückbleiben, was ihm aber nicht viel machte, da er gerne bei der Lehrerin weilte.
Mit der 4. Klasse bekam Erich endlich einen Lehrer: Herr Hongler, eine Klasse mit ca. 45 Schülern. Im Frühling gab’s statt des Jugendfestes einen Schulausflug, jede Klasse für sich, mit der 4. einen ganztägigen, sonst nur halbtägige. Es ging über Trogen, Kayengrub, St. Annaschloss nach Rorschach (Motorbootfahrt) und mit der Bahn zurück.
Die ganze Familie machte Ende Juni einen Sonntagsausflug nach Heidenhaus ob Steckborn, Zusammentreffen mit Familie Herst-Bodmer (Jürg), dann Spaziergang nach Arenenberg, Ermatingen. Prächtiger, genussreicher Tag.
Im Sommer Badezeit, günstige Gelegenheit: 3 Weiher, begann Erich mit dem Schwimmen lernen und erfasste wenigstens die Anfangsgründe.
Auf Ende Juli gab es für die ganze Familie Ferien im Bündnerlande: Tenna und Versam. Mit der Hinreise wurde von Ragaz aus eine Fusstour über den Kunkelspass ausgeführt, ca. 7 Std., über Vättis nach Reichenau, übernachtet im Adler, anderntags bis Rodels im Domleschg, von da zu Fuss durch das Dorf Rodels, wo Vater früher bei seinem Grossvater Chr. Buchli-Gartmann oft von der Kantonsschule aus in den Ferien weilte. Dann zu Fuss nach Sils und Thusis. Nach einem Kaffee bei Herrn Rudolf Sutter-Gredig ging’s den gleichen Tag noch hinauf nach Glas, über Urmein, Unterkunft in Obertschappina, immer im Angesicht des Piz Beverin. Anderntags die «Stägen» hinunter nach Safien Platz und hinaus über Neukirch, Eggschi nach Tenna für 14 Tage. Die drei Reise- und Marschtage wurden von beiden Kindern mit Freude und Eifer beendet. Schöne Ferientage auf Tenna, dem Geburtsort von Vaters Mutter, (Aquarell des Hauses) Besuch bei den verschiedenen Verwandten. Erich mit einer Gesellschaft aus der Pension Waldhaus unter Vaters Leitung durfte den Piz Riein und den Piz Fess ersteigen, ordentliche Tour (2800 m ca.) Tenna 1650 m. Während der Zeit auf dem Tenner Kreuz Alpfest, Begrüssung von Onkel und Tante aus Basel mit Almeli und Manfredli. Von Tenna über Sculms nach Versam. Die letzten Ferientage durften wir bei den Grosseltern in Versam (Wiesenheim) zubringen.
Während des schönen Herbstes hatten wir Ernstli Horber auf Besuch. Dann wurde Mutter infolge Bronchitis bettlägerig, eine Rotkreuzschwester, Louise Schweizer besorgte das Haus. Im Nebelmonat November froren die Weiher zu, so dass die Kinder das Schlittschuhlaufen ordentlich üben konnten. Selbst Vater erlernte es noch. Auf die Herbstferien war Betty Buchli mit dem Kindergärtnerinnendiplom heimgezogen, es weilte dann Gritli Joos noch bis Weihnachten in der Familie.
An der Weihnachtsfeier des Graubündnervereins durften die Kinder auch bei einem Theaterstück mitmachen und wurden beschert. Erich hatte auf die Festtage die verschiedenen Weihnachtslieder und noch anderes ordentlich und zum Teil auswendig gespielt, so dass am Weihnachtsabend, wo Vater dazu auf der Flöte mitspielte und Mutter und Heidy mitsangen, Erich sich quasi als Dirigent wähnte.
Die Nachkriegszeiten zwangen manchen nicht nur zum Kartoffelpflanzen, auch zum Holz sägen und spalten. Im Bild mit Herrn Traber, Optiker, 2. Stock (Juni 1921)
Nachtrag: Bei Anlass ihres Geburtstages im Juli, an einem schönen Sonntag, einem Flugtag mit Fallschirmabsprung, wurden die Kinder über die Geburt, so weit tunlich aufgeklärt, ebenso über Weihnachten und den Klaus. Auf Weihnachten wurde ein Familienbild angefertigt und versandt.

1922
Im Januar war ein guter Wintermonat, die ganze Familie trieb Schlittensport. Da die Schneedecke noch lange zu dauern schien, so erhielten die Kinder noch Ende Januar Skier, 1 Paar ohne Stöcke FR. 21.-. Sie konnten im Februar noch oft tüchtig üben und durften mit Herrn und Frau Treuer auch einmal eine Skitour über alle Eggen machen.
Während des Februars war Mutter an einer Rippenfellentzündung erkrankt (Dr. Brügger) und damit für alle eine etwas traurige Zeit.
Erich übt ordentlich auf dem Klavier, er bekommt ein Büchlein «Appenzellertänze». Die Lehrerin rühmt sein rasches Erfassen, dafür hat er zum Üben wenig Sitzleder und Geduld. Beim Schulexamen war Vater anwesend. Erich durfte dann, einer Einladung folgend, während den Frühlingsferien nach Zürich zu Trabingers, 14 Tage, eine für ihn abwechslungsreiche und interessante Zeit: Stadt, Uetliberg, See, Trams. Die übrigen Familienmitglieder machten an Ostern einen 4 tägigen Ausflug nach Weesen, Amden, Betlis.
Mit Anfang Mai, 8 Tage Verspätung, war Bezug des neu angebauten erweiterten Schulhauses: Turnhalle mit 4 neuen Schulzimmern. Der diesbezügliche Gemeindebeschluss wurde mit nur 13 Stimmen angenommen. Gleichzeitig, aus verschiedenen Gründen, erfolgte die Trennung in Knaben- und Mädchenklassen. Erich erhielt als Lehrer Herr A. Wüest. Auch der Handfertigkeitsunterricht begann, wo er das Fach «Naturholz» besuchte, zuerst mit Haselnussstecken kleine Sachen zusammennageln, dann um Weihnachten mit Korbflechten beginnend, mit Peddigrohr. Erich zeigt Freude an den Arbeiten, auch die Schulfächer Sprache, Geschichte, Rechnen und Geographie sind seine Lieblingsfächer, auch Singen, während er für Zeichnen wenig Talent hat.
Ein Schulausflug führte die Klasse nach zweimal aussetzen endlich auf die Hundwilerhöhe. 
Mit der 5. Klasse erhielten die Kinder Kropftabletten, deren Einnahme vom Vater auf Zusehen hin gestattet wurde. Die Zähne wurden auch untersucht und musste Erich 5 Zähne plombieren lassen in der Schulzahnklinik.
Die beiden Pfingsttage erlebte die ganze Familie auf der Ebenalp und auf dem Schäfler, übernachtet auf der Ebenalp, zwei schöne Tage, die Feldküche, auf Weihnachten angeschafft, wurde wacker benutzt.
Mit Schulbeginn gab’s im Naturheil-Verein einen Kinder Turn- und Spielkurs unter guter Leitung, im Badekostüm turnen, in Sonne, Licht, Luft und Wasser baden, bei welchem Anlass die Kinder an einem Gartenfestchen der Schrebergärten anfangs Juli bei einem Blumenreigen und beim Knabenturnen mitmachen durften.
Im Frühling wurde der Winter-Holzvorrat, wie anno 1921, selber gesägt, gespalten und in den Estrich hinaufgezogen, wo Erich ordentlich mitmachte. Im Frühling wog Erich im Sonntagsgewand 34 kg und hatte eine Körperlänge von 143 cm.
Am 8. Juli war’s, da kam aus Zernez die Trauernachricht von Betti Buchlis Tod, unserer lieben Familiengenossin während 2 1/2 Jahren, ein Vorbild an Fleiss und Tugend, nur 20 Jahre alt.
Die Badezeit in den 3 Weihern wurde von Erich eifrig benutzt, er lernte schwimmen und hat ordentlich Courage.
Des eidgenössischen Turnfests wegen begannen die Sommerferien (5 Wochen) schon 8 Tage früher: beflaggte Stadt, Umzug etc.
Auf Ende Juli ging die ganze Familie in bester Gesundheit ins Bündnerland nach Langwies (Schanfigg) in die Ferien. Von Chur ging’s zu Fuss 5 1/2 Stunden lang bis nach dem Ferienziel (Gasthaus Strela). Ausflüge nach Arosa, Sapün, Strelapass und Schiahorn ob Davos bei schönem Wetter. In der 5. Woche war Vater in Genf beim Gordon Bennett Ballon-Wettfliegen, er nahm teil am Weitflug 2./3. August, Landung nach ca. 17 Std. (von 6h abends bis 1h mittags) nahe der italienischen Grenze in Frankreich, in Argentière. Gewann den 2. Preis, Silbermedaille.
Bei seiner Rückkehr fand er Erich im Fieber, heftige Mundentzündung, tüchtiges Schwitzen half endlich, das etwas scharfe Essen soll die Ursache gewesen sein. Die Reise nach Versam zu den Grosseltern wurde deshalb verzögert, so dass der Aufenthalt dort nur 2 Tage dauern konnte. Erich erholte sich dann langsam.
Während Heidy schon mit der ersten Klasse Tabletten gegen den Kropf erhielt, wurden solche der Klasse von Erich erst mit der 5. Klasse (1 Stück im Monat) abgegeben, welches Verabreichen von Vater auf Zusehen hin gestattet wurde.
Trotz des sonnenarmen Sommers war die Gesundheit der Kinder und der Eltern eine gute.
Im neuen Schulhause, in der Turnhalle, Turnunterricht, baden, duschen in den neuen Anlagen, nach Weihnachten sogar im Schwimm- und Volksbad klassenweise brachten Abwechslung in den Schulbetrieb.
Grossmutter Barbara Sutter-Juon war Ende Oktober auf Besuch, schenkte Hyazinthen und Erich Geld für den «Deutschen Liederschatz».
Schon vor Weihnacht konnten die Skihölzer herausgeholt werden. Die Ausrüstung wurde vervollständigt, sogar Vater begann mit dem Schneesport, um die Kinder nicht immer allein ziehen lassen zu müssen. An Weihnachten durften die Kinder an ein Volkskonzert in der Tonhalle (Paul Baumgartner Klavier), dann auch ins Theaterstück «Rumpumpel». Über die Feiertage war Fräulein Hunger aus Zürich auf Besuch.

1923
Ausser Skisport war in der Winterzeit nicht viel los, zu milder Winter. Erich durfte mit Vater und Herr und Frau Treuer eine Skitour auf den Gäbris machen. Die ganze Familie erfreute sich fortwährend bester Gesundheit.
Auf Ostern 30.3. – 2.4. waren alle auf Besuch bei den Grosseltern in Versam: über Weesen, Sargans, schönes Wetter.
Mitte April Examen, bei Erich waren Vater und Mutter anwesend. Noten siehe Zeugnis. Mit dem Schönschreiben hapert’s.
In den letzten Ferientagen durfte Erich ganz allein nach Versam reisen, um Grossvater zu seinem 70. Geburtstag zu gratulieren und einen Quecksilberbarometer und eine Hausphoto zu überreichen. Das machte ihm viel Vergnügen.
6. Klasse: Lehrer Wüest, 36 Schüler. Arbeitsschule: Hobelbank 1 bei Herrn Wüest. Erich hat Freude an den Handarbeiten. Bei gelegentlichen Flechtarbeiten zeigt er ordentlich Geduld und Fertigkeit.
Am Pfingstmontag Zusammenkunft mit den Grosseltern in Diepoldsau (Rheindurchstich). Schöner Tag, zu Fuss von Gais über den Stoos nach Altstätten.
Eine kleine Pockenepidemie veranlasste die Schulbehörde, die Zwangsimpfung einzuführen, in den Schulen etc. Da die Eltern gegen das Impfen sind, und sie deshalb die Kinder den bekannten Impfschäden mit ev. Folgen nicht aussetzen wollten, richtete der Vater einen energischen Protestbrief an die Schulbehörden, in welchem er die Erlaubnis, die Kinder zu impfen nicht gab. Der Schularzt musste die Gründe anerkennen und die Kinder kamen ungeimpft davon, zum Glück! (2. Juni 1923)
Ein nasser Juni, das Winterholz war schon im schönen April gesägt und gespalten. Gartenarbeiten. Die kalte Witterung befestigte den Entschluss, die Sommerferien im Tessin zu verleben.
Die Ferien begannen am 21. Juli: Fahrt nach Immensee über Rapperswil, Hohle Gasse, zu Fuss von Groppen nach Weggis. Übernachtung im Hotel St. Gotthard, prächtiger Tag. 22. Juli: Seefahrt bis aufs Rütli, Morgensuppe, dann von Brunnen über Sisikon, Mittagsbivak, Tellskapelle, Axenstrasse (Autoplage). Bad im See bei Flüelen, zu Fuss bis Altdorf. Längere Rast vor dem Telldenkmal, 
Übernachtung im Hotel Bahnhof. Erich hat viel zu studieren und zu staunen wegen der elektrischen Gotthardbahn. Anderntags früh auf, in Göschenen Frühstück. Marsch durch die Schöllenen nach Andermatt und weiter über Hospental auf die St. Gotthard-Passhöhe. 2 Stunden Rast mit Mittagsbivak. Artillerieschiessen. Dann in flottem Tempo das Val Tremola hinunter (Strahlstein und Granaten) nach Airolo, gleichentags noch nach Biasca. Schöner Tag, schwüler Abend. Alle sind prächtig marschiert, mit Rucksack über den Berg.
Anderntags geht’s mit der Elektrischen ins Bleniotal, Acquarossa und dann über Ponto Valentino nach Olivone (Grab von Johann Peter Gredig, Vetter von Vater). Zurück über Aquila, Übernachtung in Biasca. Immer früh am Morgen geht’s dann mit der SBB nach Castione, von dort zu Fuss über das Schlachtfeld von Arbedo (Kapelle) nach Bellinzona (grüne Feigen). Längere Mittagsrast beim Schloss Schwyz, prächtiger Blick in die Runde. Mit SBB über den Ceneri nach Lugano. Bei dem wunderbaren Wetter gab’s viel zu schauen. Mit dem Schiff noch bis Gandria, dem Fischernest und zu Fuss über die Gandriafelsen (Oliven) zurück. In der letzten Etappe der langen Reise über Melide nach Maroggia, 40 Minuten den Berg hinauf nach dem Ferienorte Rovio (Hotel Monte Generoso). Schön gelegen. Angenehmer Aufenthalt. Von da Ausflüge: zweimal auf den Generoso, dann nach Capolago, Morcote, Monte Salvatore (über Melide, Carona und nach Lugano). Dann nach Como, Brunate, Zusammenkunft mit Vaters Jugendfreund Vassallo Pinoto von Cuorgnè. Erstes Mal in Italien. Zurück mit der Bahn über Zürich (elektrisch). Die viele Sonne hat allen gut getan. Vom Herbst ist nichts zu melden.
Auf Weihnacht im Bündnerverein durften Erich und Heidy an einem Singspiel «Schneewittchen» mitmimen. Auch begleitete er auf dem Klavier das Geigenspiel von P. Tomasin und spielte dann noch ein Solostück auswendig.
Der Familien-Weihnachtsabend brachte allen viel Schönes. Besonders der erste Weihnachtstag mit dem Schnee und der Sonne lockte alle auf den Freudenberg, wo Mutter sich auch auf die Skis wagte, zu aller Freude. Es wurde beschlossen, ihr die Skis von Erich zu  überlassen.

1924
Dann begann ein Skifahren: Erich erhielt neue, lange Skis und sogar Mutter machte alle Ausflüge tüchtig mit. Im Winter hatte Erich Gelegenheit, ein Volkskonzert mit Paul Baumgartner, St. Georgen als Klaviersolist anzuhören. Auf Ende des Schuljahres hin, kam das «Sieben» für die Kantonsschule. Ihrer vier wurden zur Aufnahmeprüfung zugelassen. Erich und H.U. Hohl blieben dort, während Köppel und Baumgartner in die kath. Realschule mussten.
Sommer: Juli: Besuch Tante Alwinas aus Basel mit Almi und Mandi: 
2. August: Über Glarus, Klöntal, Richisau, Übernachtung in der Schweinalp. 
3. August: Wägital, Staumauer, Mutter böser Finger, mit Auto nach Uznach. Heidy in Zürich
6./7. Sept.: Säntistour der Familie über Rossfall, Tierwis (Übernachtung), Gipfel, schöne Aussicht, über Schäfler heimwärts.

Ende der Aufzeichnungen