Dino Sarti war ein italienischer Sänger, Kabarettist, Schauspieler und Schriftsteller. Er lebte von 1936 bis 2007 hauptsächlich in Bologna. Dino Sarti schrieb die Texte zu den meisten seiner Lieder, während Corrado Castellari deren musikalischer Autor war.

Viele seiner Stücke dichtete und sang Sarti in seiner Muttersprache, dem Emilianischen in Bologneser Ausprägung. Das Emilianische ist wie das benachbarte Romagnolische und andere norditalienische Sprachen eine galloitalische Sprache, die sich deutlich vom Italienischen unterscheidet, so dass sie nicht als italienischer Dialekt bezeichnet werden kann. Die galloitalischen Sprachen haben klar erkennbare Verbindungen zu den galloromanischen und rätoromanischen Sprachen (z.B. Französisch bzw. Bündner Rätoromanisch). Ein Beispiel aus dem Stück Nathalie:

  • emilianisch: i vleven tot saveir, Nathalie la tradusè
  • französisch: ils voulaient tout savoir, Nathalie traduisait
  • rätoromanisch (vallader): ~ i vulaivan tuot savair, Nathalie tradüaiva
  • italienisch: volevano sapere tutto, traduceva Nathalie

Dino Sarti liebte die französischen Chansons, ganz besonders diejenigen von Jacques Brel. So übersetzte er Liedtexte von Charles Aznavour, Gilbert Bécaud und eben Jacques Brel ins Emilianische. «Brel è stato un prezioso amico e ho voluto tradurlo in dialetto così che altri potessero conoscere Dîm sl'é vàira, Véin amîgh, In dal pôrt d'Amsterdam e I vîc, i vecchi.», sang Sarti 1979 in Dormi Brel (dors Brel).
In seinen eigenen Texten spielen die Stadt Bologna und ihre Menschen ein grosse Rolle (z.B. in Bulôgna tra un treno e qu'l'elter, L'era Fasol, Sóccmel Bulâgna?!, I Biassanot, Spomèti, Piazza Maggiore 14 agosto und San Carléin), daneben gibt es auch Lieder, in denen andere Orte und die dortigen Leute wie Mirandola (Che bella Miràndla) oder Riccione (Viale Ceccarini Riccione) vorkommen. Die Lieder sind heiter, melancholisch, nachdenklich (I madón), manchmal auch traurig (Che rédder!). Natürlich geht es nicht nur um Bologna, so ist natürlich auch die Liebe bzw. die Beziehung zu Frauen Thema (z.B. Quando torni?, La donna in estate, Zéngia blues) oder das Leiden der Studiomusiker (L'è dûra l'arànga musizésta). Einigen Stücken ist gut anzumerken, dass Sarti auch Kabarettist war.

Dino Sarti hat eine sehr schöne und angenehme Stimme, die kaum jemandem nicht gefallen dürfte.

Musikprobe: Bulôgna tra un treno e qu'l'elter aus dem Album Bologna invece!

Sartis wichtigste Alben:

  Bologna invece! 1972 [Cover] [Texte]
  2, Bologna invece! 1973 [Cover] [Texte]
  3, Bologna invece! 1974 [Cover] [Texte]
  4, Bologna invece! 1975 [Cover] [Texte]
  Dino Sarti 1977 [Cover] [Texte]
  I love you cucombra 1979 [Cover] [Texte]

Die LPs können teilweise noch bei italienischen Schallplattenverkäufern in gebrauchtem Zustand relativ günstig erworben werden. CDs gab es nur als Sammlungen früherer Stücke, die teilweise neu eingespielt wurden - meistens weniger überzeugend als die ursprüngliche Version.

Dino Sarti arbeitete ursprünglich als Dreher in einer Fabrik und nahm in den 1950er-Jahren an musikalischen Wettbewerben teil, wodurch er langsam bekannt wurde und sich mit der Zeit hauptberuflich der Musik widmen konnte. Stationen auf seinem Weg waren u.a. das Palace Hotel in St. Moritz und das frühe Tessiner Fernsehen (Radio Monte Ceneri), später dann auch das Italienische Fernsehen. Sein grösster Erfolg waren die Auftritte auf der Piazza Maggiore in Bologna an den Tagen des Ferragosto in den 1970er-Jahren vor 30'000 und mehr Zuhörern und Zuhörerinnen.
In den 1980er- und 1990er-Jahren nahm seine musikalische Aktivität ab und er geriet langsam in Vergessenheit. Dino Sarti starb in Folge einer schweren Krankheit offenbar allein und in Armut.

Dino Sartis Musik habe ich an einem Seminar über italienische Linguistik kennengelernt, das Anfang der 1990er-Jahre im Rahmen der damaligen SFA (Sekundar- und Fachlehrer-Ausbildung) an der Universität Zürich stattfand. Dozent Alfred Suter brachte uns Studierenden das Thema mit vielen musikalischen Beispielen näher, darunter einige Lieder von Dino Sarti. Erst viel später stiess ich wieder auf die Musikkassette, die er uns damals mitgegeben hatte, digitalisierte zuerst die Kassette und bestellte Jahre später die LPs in Italien. Alfred Suter habe ich es zu verdanken, dass ich das wunderbare musikalische Werk von Dino Sarti kennenlernen konnte.

Quellen: